Wie Gefühle entstehen

Entstehung von Gefühlen


Teil I
Alles was geschieht hinterlässt Spuren. Wir werden geprägt von Ereignissen, durch Taten von Menschen. Jedes Erfahrung speichern wir: Enttäuschungen, Verletzungen, aber auch schöne Ereignisse, wie Überraschungen, zärtliche Momente, positive Bestätigungen - einfach alles.
Alle diese Spuren machen unsere Persönlichkeit aus, denn wir nutzen die vielen Spuren um unseren Weg zu finden. Verglichen mit einem PC, machen auch wir einen Datenabgleich, wenn wir vor Herausforderungen stehen. Anhand unserer Informationen entscheiden wir unsere Vorgehensweise, denn alle Erlebnisse wurden von uns in "Gut" und "Schlecht" unterteilt. In die Kategorie: Dinge, die wir nie wieder erfahren wollen und in Dinge, die wir unbedingt wieder erleben wollen.

Unsere Gefühle helfen uns, geben Hinweise auf welche Dateien wir  zugreifen sollen und geben  Meldungen an das Gehirn - unsere Schaltzentrale.
Unser Gehirn verarbeitet alle bewussten Vorgänge des Alltags. Alles was wir sehen, hören, spüren und schmecken. Es bildet Meinungen und Muster, gibt unseren Emotionen Anweisungen, was wir fühlen sollen oder welche Erfahrung in welcher Datei abgelegt werden soll und bei welchem Stichwort sie wieder hervor gerufen werden sollen. Ein Stichwort kann ein Geruch, ein Bild wie z.B. eine Person sein oder Worte. Sogar eine bestimmt Berührung kann als Stichwort vereinbart werden.

Zurück zu unseren Gefühlen. Unsere Emotionen und Erfahrungen sitzen also in unseren Datenbanken und warten auf Stichworte / Teile des Stichwortes, die zutreffen könnten. Sie reagieren auf Anweisung, auch teilweise Andeutungen und können nicht abwägen, ob sie wirklich gemeint werden - sie reagieren einfach.

Daher ist es wichtig Gefühlen klare, eindeutige Stichworte zu geben. Und daher ist es so wichtig schon in der Erziehung, dem Kind immer dabei zu erklären, warum es etwas nicht soll. Warum man laut wurde, es anschrie. Bleiben wir kurz beim schreien. Für ein Kind, ist es etwas schlimmes von seinen Eltern angeschrien zu werden. Es empfindet es als Qual und wird daher möglichst verhindern,
dass es zu weiterem anschreien kommt.

Die Mutter schrie das Kind an, weil sie gerade überfordert war und für ein paar Minuten Ruhe brauchte sagte dem Kind, dass auf den Arm wollte: "Nicht jetzt - Du nervst.!"
Sie schrie, als dem Kind der Becher aus der Hand rutschte und auf den Boden fiel. Die Mutter schrie, weil das Kind die Jacke nicht so schnell gefunden hat.
Klar in allen Fällen hat das Schreien nichts mit dem Kind zu tun, aber in allen drei Fällen wird das Schreien als Erfahrung in Dateien abgelegt. Die aufgenommen Stichworte könnten sein: Meine Zuneigung nervt und wenn ich nicht funktioniere, ist Mama wütend auf mich.
Wenn der Mutter die Auswirkung bewusst wäre, hätte sie sich überlegt, ob sie dem Kind nicht mehr zu ihrem schreien erklärt hätte. Zum Beispiel, dass sie gerade selbst etwas Fürsorge braucht, dass das Schreien nichts mit ihm zu tun hat oder das Sie dringend zu einem Termin müssen und sie viel zu spät dran sind und sie deshalb überreagiert hat. Wichtig ist, dass man Situationen zu ordnen versteht, um sich einen gesunde Festplatte einzurichten zu können.

Teil II
Zurück zu unseren Kategorien. Wir haben Erlebnisse, die wir unbedingt wieder erleben möchten und diese, die wir nie wieder erleben möchten. Es gibt noch eine weitere Kategorie: Erlebnisse, die so schlimm waren, dass wir sie nicht überleben würden, wenn sie uns noch einmal passieren würde. Dieses Erlebnis oder auch diese Erfahrung ist in dem Fall der Trojaner und würde alle Daten der Festplatte blockieren; die Festplatte, unser Gesamtsystem zerstören. Das Gefühl etwas nicht ertragen zu können, kennen wir alle, aber in den meisten Fällen schwächt das Unheil mit der Zeit ab. Dann sprechen wir von einem Virus, das man einfach ausheilen kann.
Aber jeder der schon mal einen Trojaner auf seinem Pc hatte, weiß das Problem nicht so einfach zu beheben ist ohne einen Datenverlust einzustecken.

In unserem menschlichen System gibt es nur die Möglichkeit, den Trojaner / das Erlebnis in Quarantäne zu schieben, es einzusperren.
 
Bei dem Pc ist es so, dass der  Trojaner durch die Quarantäne an Macht verliert und keine Auswirkungen auf das Betriebssystem hat.  Bei unserem eingesperrten Erlebnis ist es leider anders.

>>Es personifiziert sich und entwickelt ein Eigenleben. <<

Bei manchen geschieht das innerhalb einem Tag, bei anderen ist ein Prozess, der sich leise einschleicht.  In unserem Betriebssystem wächst ein eigenes System heran. Es entwickelt sich eine eigene Persönlichkeit in ihrer Person selbst.
Und diese neue Persönlichkeit versucht die Macht über ihre bisherige Persönlichkeit zu erlangen. Sie ergreift Besitz von ihr und kontrolliert ihr handeln. Man spricht vom zwanghaften Verhalten, Suchtverhalten, Persönlichkeitsstörungen oder sogar Identitätsverlust.

Erschreckende Diagnosen, die aus einem einfach Grund entstehen:
 Sie kennen das Gefühl, dass man nicht versteht warum manche schreckliche Tat gerade ihnen geschieht. Man sucht nach Gründen und Ursachen, die es aber nicht gibt. Das Resultat daraus ist, dass sich eine erwachsene Macht entwickelt, die uns in Zukunft beschützen will, weil wir damals zu schwach waren, uns zu beschützen.

Richtig, in unserem Fall ist der Trojaner niemand der uns schlechtes will. Er hat gut Absichten - will uns schützen, auch wenn die Mittel etwas unbeholfen sind. Seine Absichten sind die einer Mutter oder einer Person, die uns ganz besonders liebt:
Zum einen will er unseren Schmerz aus unserem Herzen nehmen, ihn auf sich nehmen. Zum anderen will er uns stärker werden lassen und uns so zukünftige schlechte Erfahrungen ersparen.

Unser Trojaner ist wie eine "Übermutter", die über das Ziel hinaus schießt. Denn er manipuliert regelrecht unseren Willen,  nimmt unsere Bedürfnisse nicht ernst und erkennt uns unsere Identität / unseren Wert ab. In seinen Augen sind wir zu schwach, um unser Leben allein weiter zu führen. In seinen Augen sind wir zu schwach um, haben versagt und haben somit das Recht auf unser Leben verloren...


... und so beginnt ein Machtkampf, in uns selbst.


Das In-der-Box System

Alles was man in seinem Koffer hat, darauf kann man auch zurückgreifen!

Man stelle sich vor, dass jeder von uns eine eigene Lebensbox hat, in der er alle Worte und Erfahrungen des Lebens sammelt. - Von Kind an.
Man stelle sich vor, alles was zum Beispiel deine Eltern zu dir gesagt haben, was sie dir gezeigt haben und welches Gefühl sie dir gegeben haben; all dieses kam in diese Box.  Genauso wie die Worte und Taten von den Personen, die in deinem Leben eine wichtige Rolle gespielt haben. Das können Geschwister, Großeltern, Verwandte, Freunde oder Lehrer gewesen sein.

Damit es für unser Beispiel greifbarer wird, stellen wir uns vor, dass jede Information für sich auf ein Stück Papier geschrieben wurde und danach in die Box kam.  Im Kindesalter wird die Box mit den Grundlagen gefüllt: Liebe, Zuneigung, Geborgenheit, Urvertrauen, Zärtlichkeit, sich beschützt fühlen (Sicherheit), Ich-Erkennung. Im Kindergartenalter sollte in die Box grundsätzlich: Selbstvertrauen, Sozialverhalten (Umgang mit anderen Menschen / Gleichaltrigen), Ich-Prägung und Ich-Stärkung (Selbstbehauptung), erlernen von Konfliktverhalten, Umgang mit Problemen etc.
Einfach alles, was ein Kind stark macht, damit es sein Leben mit Freude meistert und genießen kann.

Was spätestens jetzt bewusst werden sollte: Alle Grundlagen auf die ein Leben aufbauen, entwickeln sich in den ersten 6 Jahren. In den Jahren, denen wir wahrscheinlich später keine Beachtung mehr schenken und als unwichtig abtun, weil wir ja noch viel zu klein waren und bestimmt nichts mitbekommen haben. Nur weil wir uns nicht bewusst an etwas erinnern können, heißt es nicht das es nicht wichtig ist.

Soviel dazu, was theoretisch in die Box kommen sollte. Wie sieht aber die Wirklichkeit aus? Überlegen sie, was sie in ihre Box bekommen haben?! Vielleicht hatten ihre Eltern wenig Zeit, finanzielle Sorgen, waren überfordert. Vielleicht waren sie auch gar nicht geplant und das Gefühl kam immer mal wieder durch. Wie reagierten ihre Eltern, wenn sie etwas getan haben, was nicht ihrem Sinn entsprach? Bestraften sie sich mit Liebesentzug, sagten sie schlechte Dinge zu ihnen oder hatte es für sie sogar körperlich Konsequenzen? Hatten ihre Eltern Zeit für sie und wollten ihnen so viel wie möglich beibringen? Konnten ihre Eltern Verständnis für ihre Situation aufbringen? Wussten sie zu jederzeit, dass ihre Eltern sie lieben?

Ich bitte sie, nehmen sie einen Schuhkarton und ein paar Blätter: Schreiben sie alles auf, was ihre Mutter für sich und ihr Vater für sich über sie gedacht hat. Schreiben sie die Worte oder das Gefühl, was sie ihnen vermittelt haben, positiv wie negativ. Sie werden merken, wenn sie sich bewusst erinnern wollen, wird ihnen mehr einfallen als sie gedacht haben. Füllen sie die Box mit allen positiven und negativen Informationen und Gefühlen, die ihr Leben geprägt haben. Füllen sie die Box auch mit ihrer Meinung über das Leben. Schreiben sie alles auf und werfen sie es hinein.

Wenn sie ihre Box Revue passieren lassen werden sie schnell merken, dass ihre Box nicht bis oben hin voll voller Liebe, Selbstvertrauen und Geborgenheit ist, was uns für das Leben stark macht. Sondern dass hier auch viele andere Dinge sind, die sich nicht positiv und stärkend anfühlen. Vielleicht ist hier das Gefühl von "verlassen sein" oder "sich nicht geliebt fühlen", dass keiner an einen glaubt oder das Gefühl "allein zu sein und im Stich gelassen zu werden", Enttäuschung, ungestillte Sehnsucht, Vorwurf und viele andere Dinge, die sich über Jahre angesammelt haben.

Wenn wir heute vor einer Aufgabe stehen, eine Entscheidung treffen, auf was greifen wir zurück? Wir greifen in unsere Box! Wenn der Inhalt der Box demnach unsere Entscheidungsgrundlage ist und man auf nichts anderes zurückgreifen kann, passiert folgendes:
Sie stehen vor einer Aufgabe, z.B. einen Job anzunehmen oder sich zu bewerben. Sie greifen also in ihre Box. Sie ziehen einen Vaterzettel worauf steht: "Es bringt heutzutage nichts mehr sich anzustrengen! Es gibt zu wenige Jobs und zu viele Menschen die besser sind als man selbst!" Sie werden verunsichert und greifen zur Sicherheit nochmal in die Box. Hier haben sie jetzt einen neuen Zettel, der ist von ihrem Lehrer:  "Ich sehe schon, aus ihnen wird doch nie was!" Wie reagieren sie jetzt? Ihr Charakter spielt natürlich eine wesentliche Rolle, aber auch der hat sich zu 40% dadurch geprägt, was ihnen vorgelebt wurde. Doch die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich niedergeschlagen in eine Ecke verziehen ist hoch - spätestens bei dem nächsten negativen Zettel. Und dabei hatten sie sich vielleicht sogar schon auf den Job gefreut. Befürchten aber jetzt, dass alles nur in einer furchtbaren Enttäuschung enden würde.


Nehmen sie aber mal an, dass sie in die Box greifen und diesen Zettel greifen: "Du kannst alles im Leben erreichen, wenn du es nur willst!" oder den Zettel "Ich glaube an dich. Ich weiß, dass du es kannst!" Sie werden mir zustimmen, dass sich allein bei der Vorstellung ein viel besseres Gefühl breit macht. Man bekommt automatisch den Antrieb die Herausforderung anzunehmen und freut sich sogar. Was also mit Sicherheit festzuhalten ist: Egal wie ihr Charakter ist, ob sie durch Negatives entmutigen lassen oder dagegen ankämpfen, es kostet Kraft. Viel einfacher ist es, wenn man mit Zusprache seinen Weg gehen kann. 


Das Boxsystem in seiner Anwendung


Wenn man es genau nimmt, haben wir für unsere Box natürlich auch ein Sortierungssystem. Auf unsere Box übertragen könnte es bedeuten, dass wir unseren verschiedenen Lebensthemen wie Beziehung zum Partner, Beziehung zu Freunden, finanzielle Verhältnisse, Eigentum, Berufsleben etc. Farben zuordnen. Jedes Thema hat seine eigenen Blätter, auf die die Informationen geschrieben werden können.

Rote Blätter= Beziehung zum Partner
Orange gefärbte Blätter= Beziehung zu Freunden
Lilafarbene Blätter = allgemeine Beziehung zu Menschen
Pinkfarbene Blätter = Beziehung zu sich selbst
Gelbe Blätter = finanzielle Mittel
Blaue Blätter = Berufliche Aspekte
Grüne Blätter = gesundheitliche Aspekte

Würden die Information nicht sortiert, könnte man diese gar nicht gezielt wieder abrufen und folgendes würde passieren: Wir nehmen wieder unser Beispiel, wobei sie überleben einen neuen Job anzunehmen. Sie sind unsicher die Herausforderung anzunehmen und greifen in die Box. Sinnvoll wäre natürlich einen blauen Zettel zu ziehen für die beruflichen Aspekte. Da sie aber keine Farbe lassen sie den Zufall entscheiden und erhalten einen Zettel, der der lilafarbenen Kategorie angehören würde. Auf dem Zettel steht "schützen sie sich vor Neidern".
Diese Information ist natürlich sinnvoll und wichtig, bringt sie aber in ihrer Entscheidungsfindung kein Stück näher. Auch wenn wir nicht wissen, dass die verschiedenen Farben von Bedeutung sind und begreifen das ein System dahinter steckt, werden wir unpassende Zettel ziehen.


Die Box im realen Leben


Wer jetzt aufmerksam das Kapitel davor gelesen hat, dem wird aufgefallen sein, dass wir unsere Box selbstständig aufgeräumt haben und eine positive und Energie bringende Ordnung geschafft haben. Doch wie sieht es im realen Leben aus? Schauen wir mal ein Leben ganz objektiv an und analysieren wir einfach mal einen ganz normalen Alltagsfall, dem jeder bekannt vorkommen mag.

 Ich nehme einfach wieder einmal die Eltern, einfach weil sie in unseren ersten 18 Jahren die Hauptrolle in unserem Leben spielen. Natürlich könnte die Person auch genauso gut eine andere sein- ein Verwandter oder ein sonst Nahestehender. Wir nehmen mal speziell den Vater, der uns in unseren jungen Jahren unrecht tut und nicht an uns glaubt. Er zeigt uns offensichtlich und sagt buchstäblich: "Du Versager bekommst doch nie was auf die Reihe- Aus dir wird nie etwas!"

Weil wir zu klein sind, um uns eine eigene Meinung zu bilden, nehmen wir das Gesagte unseres Vaters als vermeintliche Wahrheit an und legen den Zettel ungeprüft in unsere Box.

Da wir bisher über keine anderweitigen Informationen über unsere Zukunft besitzen,  ziehen wir jedes Mal diesen Zettel, egal ob es um die private oder berufliche Entscheidungen geht. Jedes Mal lassen wir uns entmutigen, treffen aus Angst vor dieser Wahrheit Fehlentscheidungen, sind nervös, übermütig, verkrampft, je nachdem was in unserer Natur liegt oder zu unseren Charaktereigenschaften.

Was bei allen Umgangsarten gleich ist: Jedes Mal entzieht der Zettel uns Energie, denn jeder wünscht sich einen Vater, der an einen glaubt und hinter einem steht. Der einem Mut zuspricht, einen unterstützt- emotional und physisch gesehen.  Kurz gesagt: Jedes Mal, wenn wir diesen gemeinen Zettel sehen spüren wir unseren Mangel (den unerfüllten normalen Wunsch auf Unterstützung) und ärgern uns. Wir bemitleiden uns, sind wütend oder beleidigt. Wir sind auf jedenfall unfrei in unserem Handeln, da in uns eine Angst schwingt. Die Angst: "Was ist, wenn unser Vater recht hat?"

Wenn wir ihm bereits 100% geglaubt haben, weil die Mutter seine Aussagt bekräftigt hat und der Lehrer nach 4 Jahren auch, dann sind wir sogar wie gelähmt vor Schmerz, weil "Niemand an einen glaubt!"

Wir nehmen mal klein Louise. Ihr Vater schüttelte bei allem was sie machte den Kopf. Die Mutter hatte ihre ganze Kindheit Angst, dass sie später nicht in ihrem Leben klär kommt. Als Louise in die Schule kommt, ist sie schon total verschüchtert, weil sie Angst hat etwas falsch zu machen und ihre Eltern recht haben. Wird sie von ihrem Lehrer gefragt, sagt sie nichts weil sie befürchtet wirklich dumm zu sein und falsch zu denken. Der Lehrer nimmt nach einiger Zeit an, dass Louise nicht versteht und empfiehlt ihren Eltern sie auf eine Schule zu schicken, die ihr das Denken erleichtern soll. Und Louise geht so auf die Schule für "lernblockierte" Kinder, obwohl sie stets alle Antworten wusste, was aber keiner weiß.

Weil sie noch jung ist und gelernt hat, dass Erwachsene alles Wissen geht sie brav auf diese Schule und da sie sich auch dort nicht traut zu sprechen diagnostiziert man eine Lernbehinderung.

 Als sich jedoch ein Mensch für sie Zeit nimmt und zu ihr Vertrauen aufbaut, wird er ihre Ängste erfahren, im Idealfall ihr bewusst machen, dass sie nicht dumm ist und jeder Mensch etwas gut kann. Das es zum Leben gehört falsche Dinge zu tun, zu lernen und herauszufinden, was man am besten kann und das zu fördern, um später davon zu leben.


Louise wird bewusst, was ihre Eltern verbockt haben. Wegen ihnen hat sie mit ihrem überdurchschnittlich hohem IQ nur den Sonderschulabschluss. Daher entwickelt sie ein Wut auf ihre Eltern, fängt an zu rebellieren, um sich von ihnen zu lösen. Anstatt sich auf das nachholen eines anderen Abschlusses zu konzentrieren, schließt sie sich die Punkszene an. Sie macht ihre Eltern verantwortlich für ihr fehlgelaufenes Leben und resigniert.  (Resignation = die menschliche Haltung / Gestimmtheit sich dem "Schicksal" zu fügen, z. B. aus [gefühlter] Aussichtslosigkeit)


In dieser demonstrativen Haltung als Punk lebt sie mehrere Jahre. Sie kümmert sich weder um Papierkram, finanzielle Möglichkeiten. Als sie 18 wird, verlässt sie das Elternhaus und lebt von da an auf der Straße. Ihre Eltern schütteln beide den Kopf, wenn sie Louise sehen. Ihr Vater sagt heute: "Ich wusste schon immer, dass aus diesem Kind nichts wird!" Louise trauert täglich zusammen mit einer Flasche Wein dem "fehlenden Glauben und Vertrauen" ihrer Eltern hinterher und bedauert hier nicht gelebtes Leben!


Wenn wir Louise objektiv betrachten, werden wir uns an den Kopf schlagen und ihr Verhalten nicht verstehen. Uns werden bei jeder Zeile eine Möglichkeit mehr bewusst, wie sie anders ihr Problem hätte lösen können, damit ihre Fehlinformation nicht zu ihrem "Schicksal" wird. An diesem Beispiel können wir jedoch gut erkennen, was "Zettel mit Fehlinformationen" bewirken können. Was für eine negative Energie diese mit sich bringen, wenn diese nicht neutralisiert werden. Was hat Louise mit ihren Zetteln in diesem Fall getan? Jedes Mal, wenn sie eine Entscheidung für ihr Leben traf, griff sie in ihre Box. Sie zog einen Zettel. Sie las ihn- weinte, schrie, jammerte.

  • Sie weinte darüber, dass sie keine Eltern hatte die an sie geglaubt haben.
  • Dafür bedauerte sie sich.
  • Sie bejammert, dass sie eine Mangel hatte, den andere Kinder nicht hatten und bemitleidete sich!
  • Sie machte ihren Eltern innerlich Vorwürfe und verschoss in der Wut ihre Energie. Somit wurde sie kraftlos und hatte keine Energie übrig, um eine Lösung zu sehen.
  • Die Aussichtslosigkeit lähmt sie innerlich und  sie fügte sich ihrem Schicksal.
  • Und durch ihre Resignation konnte aus einer Fehlinformation "Wahrheit" werden.

Sie wurde von ihrem Emotionen gefangen halten und von ihrem "Leid" gelähmt. Sie verschwendete alle ihre Energie darauf, was ihre Eltern taten und nicht taten, dass sie vollkommen vergaß was sie tun konnte. Und  so konnte eine Information zu ihrer Wahrheit werden.
 
Wenn ich heute bewusst zurück denke, wird mir schwindelig, wie oft ich vor meiner Box gesessen habe und hilflos meiner Flut an Fehlinformationen zugesehen habe. Wenn man bedenkt, dass jeder "Wortschiss" und jede Erfahrung ohne Überprüfung angenommen wird, von jedem der in seinem Leben eine Rolle spielt. Da kommt eine Menge an Zettelsalat zusammen.
 
 Als Kind kann man sich schwierig entscheiden, welche Informationen in die Box kommen. Wenn sie heute eine Information bekommen, haben sie die Wahl und die Kraft um zu entscheiden ob "richtig oder falsch" und "in die Box oder lieber nicht". Wenn wir Kind sind, fehlt uns die Kraft dazu. Als mein Verstand stark genug war, um zu begreifen und zwischen richtig und falsch zu entscheiden, war meine Box bis über den Rand hinaus gefüllt mit Fehlinformationen. Wie sollte ich da eine gute Entscheidungsgrundlage in der Gegenwart bilden und haben? Es ist wie als wollten sie mit vielen verdorbenen Zutaten eine leckere Mahlzeit kochen. Na dann guten Appetit. In diesem Beispiel wird einem auch klar, was eine Ursache von Magersucht sein könnte bzw. was ein Grund bei mir war. Ich wollte lieber gar nichts essen, bevor ich noch ein weiteres verdorbenes Lebensmittel für meine Mahlzeit bekomme. Ist doch klar, dass einem irgendwann der Appetit vergeht oder nicht?


Die Box im sozialen Umfeld



Wir wissen also jetzt, dass wir uns selbst manchmal abhalten andere Lösungen und Wege zu sehen. Natürlich wäre es einfacher aus diesem Schlamassel rauszukommen, wenn jemand uns zur Seite steht und manchmal einen Weg zeigt, wenn wir mal wieder wie ein Hamster durch das Laufrad jagen und glauben das das Rad sich von alleine dreht.

Das Rad von außen anhalten oder einfach immer langsamer laufen, bis das Rad stehen bleibt wäre eine einfache, direkte und vor allem logische Lösung. Aber wie sieht die Realität aus?

Ich kann da gut aus Erfahrung sprechen, denn ich habe mich viele Jahre im Hamsterrad abgehetzt . In meinem Höchsttempo habe ich mir die Fersen wundgerannt und glaubte, ich müsste noch schneller laufen. Ich bin oft gestolpert, habe mich häufig überschlagen und empfand das Leben als furchtbar Anstrengung. Viele Jahre kam meine Mutter sogar noch zu mir ins Laufrad und half mir noch ein bisschen mein Tempo zu steigern, um besser voran zu kommen. Bis wir dann irgendwann beide in die Ecke gekracht sind und um uns umgesehen haben. Aber genug Hamsterphilosophie, sonst bekomme ich noch lange Schneidezähne.

Im wahren Leben ist die Problematik auch sehr viel komplexer (vielseitiger), aber ich versuche ihnen die häufige Misshilfen, wie ich sie gerne nenne, an meiner eigenen und Louises Boxsystem aufzeigen. Ihnen wird mit Sicherheit einige ihrer eigenen Situationen und Erfahrungen aus dieser Sparte einfallen, denn es gibt sie in allen "Formen und Farben" (Varianten).

Die schlimmste "Misshilfe" ist Mitleid. Wie vielseitig  sie ist, in wie vielen Varianten sie versteckt ist und welche schwerwiegende Auswirkungen Mitleid hat, werden sie schnell erkennen.

Im Christentum ist Mitleid die Voraussetzung für Barmherzigkeit und damit wesentlicher Bestandteil tätiger Nächstenliebe. Doch was ist Mitleid und was Mitgefühl!

Mitleid= Wir leiden mit jemanden, also in jemanden. Wir fühlen dessen Schmerz als unseren(fühlen uns betroffen) und fühlen uns in die Situation derart hinein, dass wir den Schmerz wie unseren eigenen spüren.

Mitgefühl= Uns ist jederzeit bewusst, dass es sich um ein schlimmes Ereignis handelt und wissen, dass dieser Mensch Schmerz erfahren hat. Wir haben Verständnis für den Leidtragenden und zeigen Gefühl- spüren aber selbst keinen Schmerz.
 

1.) Mitleid von nicht betroffenen Zuhörern

Louise sitzt vor ihrer Box und betrauert ihr Leid. Ein Mitschüler kommt hinzu und sieht den Zettel. Er spürt diese Gemeinheit in dem Zettel und sagt: "Arme Louise! Deine Eltern sind auch so gemein! Du tust mir so leid." - Beide Personen sitzen als vor der Box, betrauern Louise Mangel und schauern niedergeschlagen in die Box.

Folge: Das "Mit"-Leid verstärkt das eigene Leid und verstärkt den Schmerz und die folgende Aussichtslosigkeit.

Können sie sich an ihre letzte Situation erinnern, an der sie wahrhaft mit jemand denen ihnen nahe steht mitgelitten haben? Wie ging es ihnen? Ist ihnen jetzt bewusst, wie viel Energie sie für etwas verschwendet haben, was dem anderen nicht geholfen hat? Mitgefühl fördert das Verständnis- Mitleid fördert das Leid.

Fazit:

Besser neue Wege aufzeigen. Ansicht aus objektiver Perspektive liefern und somit neue Perspektiven zeigen. Zum Beispiel mit Aussagen wie: "Glaube nicht, was deine Eltern sagen und fang selbst an, an dich zu glauben!" oder "Die reden Unsinn, probier doch einfach was du kannst und was nicht!" oder auch nur "Woher wollen deine Eltern das denn Wissen?"

Wichtig ist, dass man von der Blickrichtung des Leides abgelenkt wird und erkennt, dass es mehrere Richtungen gibt, in die man gehen könnte. Bewusst muss werden, dass man immer die Wahl hat, wie sein Leben verläuft!

2. Mitleid vom Umfeld

Das ganze Umfeld von Louise hat ihre Schicksal mehr oder weniger mitbekommen. Und so befasst man sich als erstes mit den Dingen, die die Eltern falsch gemacht hatten. Was man natürlich alles nie tun würde. Alle konzentrieren sich intensiv auf Louises Schicksal und es werden kräftig Schuldzuweisungen zugesprochen, diskutiert und verurteilt. Alle versammeln sich um Louises Box  und schimpfen auf diese bösen Eltern. Manche verurteilen sogar Louise, weil sie sich nicht genug gegen ihre Eltern gewehrt habe. Andere denken, dass Louise zu faul zum Lernen war und deshalb jeder dachte, dass sie dumm sei. Jeder stellt mithilfe seines  Halbwissens Vermutungen und Behauptungen auf, um für die Situation eine passende Erklärung zu haben.

Was passiert?

1)
Halbwissen macht Vermutungen, die Vermutungen werden zu  Behauptungen, die Behauptungen werden verbreitet und werden mit der Zeit die Wahrheit für das Umfeld. Und so kommt es, dass unwahre oder nur teilwahre Geschichten verbreitet werden. (So genannte Gerüchte)

2)
Sie vergessen alle, dass es auch eine Lösung für Louises Probleme, aber keiner denkt darüber nach. Im Vordergrund steht nur das Hören und Erzählen einer guten Story.


3)
Die Halbwahrheiten oder sogar Unwahrheiten werden verbreitet und auch Louise selbst wird die verdrehten Geschichten erfahren. In den meisten Fällen werden die Geschichten zu Ungunsten des Leidtragenden ausgelöst und sind anmaßend wie verletzend. Jeder der Opfer von Gerüchten war, kann bezeugen wie schlimm das Unrecht sein kann.

Die Folgen für Louise

Nicht nur das das Umfeld ihr nicht hilft ihren Negativ- Zettel zu entwerten, so wirft das Umfeld noch weitere Negativzettel hinzu. Dazu kommt erschwerend zu der eigentlichen "Schicksalserfahrung" die zunehmende  negative Aufmerksamkeit. Das destruktive (niedermachende) Verhalten ihres Umfeldes, wie die Verurteilung von Louise, lässt Louise noch hilfloser erscheinen.

Sie fühlt sich immer machtloser gegen die Situation. Da das Umfeld meist nur hinter vorgehaltener Hand spricht und nicht direkt mit Louise fühlt  sie sich sogar dazu noch ausgegrenzt und allein mit ihrem "Problem", was das Gefühl der Hilflosigkeit noch mehr verstärkt und das Leidgefühl stärker werden lässt.

Fazit

Anstatt Unwahrheiten zu verbreiten wäre es am verantwortungsvollsten Louise direkt auf ihre "Schicksal" anzusprechen. Fair ist es in jedem Fall den betreffenden eine Chance zu geben seine Version zu erzählen, wenn sich das Gerede nicht vermeiden lässt.

Konstruktives (förderndes) Verhalten wäre seine Energie dazu einzusetzen Lösungen / Ideen zur Lösungsfindung einzubringen, anstatt seine Fähigkeit als Klatschreporter auszubauen.


3. Mitleid von Ärzten

Das Ärzte auch nur Menschen und keine Götter in Weiß sind zeigt wird einem dann bewusst, wenn man in ein ratloses Gesicht blickt. Viele Ärzte, vor allem die selbst keine Schicksalserfahrungen erlebt haben, sehen diese Erlebnisse als unüberwindbar. Aus der Überforderung heraus werden häufig Betäubungsmittel verordnet, die dem Betroffenen den Alltag erleichtern sollen.

Was dazu häufig geschieht ist, dass der Arzt dem Betroffenen einem die offizielle Erlaubnis erteilt, nicht mehr im Sozialsystem mehr zu funktionieren zu müssen.

Folge:

Der Arzt der als Glaubensperson instinktiv angesehen wird, wird ohne Zweifel Glauben geschenkt. Man nimmt verordnete Medikamente, ohne dass man häufig selbst den Sinn dahinter versteht. Zudem trifft das ein, was Kinder tun wenn man ihnen erlaubt krank zu spielen- "sie bleiben im Bett liegen" - nur das Erwachsene es besser verstehen sich selbst zu bedauern!

Durch den Freifahrtsschein "Aussichtlosigkeit" bekommt man offiziell die Erlaubnis "nicht nach Wegen suchen zu müssen", mit dem Ergebnis nichts zu tun.

Fazit:

Man frage sich, was das Betäubungsmittel bei der Lösungsfindung bewirken kann? (Für Fans der Antidepressiva, die der Meinung sind, dass diese Mittel ja nicht betäuben, sondern die Stimmung aufhellen und positive Gefühle schaffen kann ich nur folgendes sagen: Diese Mittel betäuben die eigentlich biologisch-psychischen wahren Gefühle und gaukeln dem Gehirn ein angenehmeres Gefühl vor.) Auf unser Boxsystem übertragen: Betäubungsmittel nehmen dem Betroffenen die Fähigkeit den Inhalt seines Zettels zu fühlen. Das führt dazu, dass er von seiner Schicksalsbewältigung oder Änderung ungesunder Verhaltensweisen abgehalten wird, das sich der Leidensdruck, der für den Antrieb zur Problemlösung nötig ist, betäubt und nicht mehr wahr genommen wird. Mehr dazu unter dem Kapitel Medikamente.


Zusammenfassung: 
  • Mitleid verstärkt das Gefühl der Machtlosigkeit
  • Mitleid verstärkt das Leid
  • Mitleid verhindert das entdecken neuer Perspektiven
  • Mitleid nimmt den Antrieb sein Leben in die Hand zu nehmen
  • Mitleid macht niedergeschlagener
  • Mitleid führt auf Irrwege / Umwege
  • Mitleid hindert dabei seine Probleme zu lösen





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